Presse

Neuss Grevenbroicher Zeitung vom 02.10.2003
Humor im Tor zur Hölle


Hackenbroich - Eine Anleitung, um in den Himmel zu kommen, gab es für die Besucher nicht, aber gute Unterhaltung für alle, "die sich verführen, verdammen oder erlösen lassen wollen" versprachen die Veranstalter allemal. "Tor zur Hölle. Bitte leise schließen", so der Titel der jüngsten Autorenlesung im Hackenbroicher "Schabulskis". Der Autor, Patric Hemgesberg, ist eigentlich Erzieher für schwerbehinderte Erwachsene und dichtet lediglich im Nebenberuf. Seine höllischen Verse haben es jedoch in sich.

Das Publikum erlebte an diesem Abend eine Premiere im dreifachen Sinne: Nach zahlreichen Krimilesungen war dies der erste Lyrik-Abend im Schabulskis. Der Band "Tor zur Hölle" ist zudem die erste eigene Veröffentlichung von Patric Hemgesberg, und sein Auftritt in Hackenbroich war die Auftaktveranstaltung seiner Lesetour gemeinsam mit Verleger Elmar Ferber.

Nur knapp 80 Seiten und etwa ebenso viele Gedichte umfasst das schmale Lyrik-Bändchen des 29-Jährige, doch wie der Titel bereits verheißt, steckt eine Menge satanischer tiefschwarzer Humor darin. Hemgesberg macht sich Gedanken darüber, was dem sündigen Menschen in der Hölle erwartet, dort wohin "Nebenbuhler, Exfrauen, Schwiegermütter und beste Feinde" zumindest mental so gerne geschickt werden. Er fragt: "Wem gebührt für welches Vergehen ein Platz in der Hölle?" und spekuliert darüber, "ob es den Gerechten im Himmel überhaupt besser geht". Rund eine Stunde lang rechnete der Hobby-Lyriker in Gedichtform mit Staatsmännern, Feiglingen und anderen Sündern ab und machte mit seinen augenzwinkernden Sinnsprüchen deutlich, dass ein bischen Hölle auch auf Erden herrscht. Dennoch gab es eine Menge zu Lachen an diesem Abend, etwa darüber, dass der Hemgesbergsche Sisyphos sich selbst von seinen Qualen erlöst, indem er beschließt, "die gottverdammte Kugel ein für allemal liegen zu lassen und statt dessen den Berg abzutragen", oder über die "letzten Gedanken von van Goghs Ohr beim Fallen auf den Fußboden".

Die Zuhörer im Schabulskis ließen sich von dem rasanten Höllenritt mitreißen und bestätigten auch Gastgeber Egbert Kapischke, dass sich seine Experimentierfreudigkeit gelohnt hatte. Hemgesberg war im Internet auf das Schabulskis aufmerksam geworden und hatte daraufhin telefonisch angefragt, ob er seine Gedichte in Hackenbroich vorstellen dürfte. "Grundsätzlich sage ich erst einmal zu allem ja. Wir probieren schließlich immer gerne etwas Neues aus. Aber als ich das Buch gelesen hatte, habe ich gesagt: Das müssen wir auf jeden Fall präsentieren", erinnert sich Kapischke.

Im kommenden Monat gibt es im Schabulskis dennoch wieder eine altbewährte Krimilesung: Die Autorin Birgin Wolgarten präsentiert ihr neuestes Buch. Im November ist dann der Kabarettist Kerim Pamuk zu Gast in Hackenbroich: "Sprich langsam, Türke", lautet dann das Motto des Abends im Schabulskis. (feh)