Presse

Autorenzeitschrift "Federwelt", Oktober 2004
von Marc Halupczok


Deutlich realistischer geht Patric Hemgesberg in seinem Lyrikband Tor zur Hölle. Bitte leise schließen an die Thematik heran. Moment mal, Lyriker und Realität?

Nun ja, der gute Mann hat trotz der kreativen Verbiegungen seiner Zeilen eher den alltäglichen Horror im Blick. Krieg, Politik, Liebe und nur manchmal darf Satan höchstpersönlich ran. Kreuzreim, Doppelreim, Kinderreim oder gar völlig ohne, Hemgesberg jongliert geschickt mit Sprache, hat Spaß an seiner Arbeit und kann das im Gegensatz zu vielen anderen Lyrikern dem Leser vermitteln.

Ja, manchmal schimmert das freche Grinsen des Verfassers regelrecht durch. Und wer ein Gedicht über die letzten Gedanken von Van Goghs Ohr schreibt, während es zu Boden plumpst, der gehört sowieso weiterempfohlen.

Allerdings nicht uneingeschränkt, denn die politischen Gedichte des 31-Jährigen triefen vor Moralismus. Interessanterweise enthält das Buch genau zu diesem Thema ein Gedicht. Es sei kein erhobener Zeige-, sondern ein Mittelfinger, den der Autor da erhebt. Schön, nervt aber trotzdem. Wozu gibt es Johannes B. Kerner?

Allerdings ist ein Dichter, der die Gedanken seines Lesers schon vorher errät und im selben Buch eine in Versform verpackte Antwort liefert, etwas Besonderes. Die beiden grenzgenialen Texte Ironie und Der Teufel zu seinem jüngsten Sohn anlässlich dessen Praktikum bei den Vereinten Nationen gehören definitiv gerahmt.